Springsiedlung

Kreuzberg, Berlin

Die „Springsiedung“ (Bauphase von 1959-1967) im Herzen von Berlin-Kreuzberg ist eine Wohnsiedlung mit der für die 1960er Jahre typischen bis zu 8-geschossigen freien Zeilenbauweise und hohem Grünflächenanteil. Diese offene Bauweise ist im Zentrum Berlins selten und führt zu einem parkähnlichen Grünraum, der zum umgebenden Stadtraum sehr durchlässig ist.

Qualitäten der „Gartenlandschaft“ wurden aufgegriffen und in reflektierter, behutsamer Anlehnung an die Charakteristik der 1960er-Jahre neuinterpretiert. Typische zeitgenössische Gestaltungsmotive, wie Geometrien oder die bunte Farbgebung der Balkone, wurden in Ausstattung und Bodenbelägen adaptiert und in den neuen Gestaltungskanon zu einer zeitgemäßen Freiraumplanung weiterentwickelt.

So wurden u.a. die zahlreichen kleinen Spielflächen in drei große, inklusive Spielräume zusammengelegt und durch wegebegleitende Spielinstallationen ergänzt. Die Überprüfung von Brandschutz und Wegeverbindungen sowie eine neuorganisierte Wertstoffsammlung mit Fahrradsammelplätzen konnten behutsam und in hochwertiger gestalterischer Quantität integriert werden. In Zuge der vorausgegangenen Machbarkeitsstudie wurden Nachhaltigkeitsstrategien für die Großsiedlung entwickelt und in der Sanierung umgesetzt. Bestandsgebäude wurden energetisch und partiell mit neuen Gründächern saniert. In der Planung wurde ein ressourcenschonender Umgang mit Materialien gewählt, dabei konnte u.a. die charakteristischen Bestandsleuchten mit LED-Technik aufgearbeitet werden.
Der Erhalt des Baumbestandes spielte eine ebenso wichtige Rolle wie der Einsatz heimischer, klimatoleranter Vogelnährgehölze, insektenfreundlicher Stauden- und Strauchpflanzung sowie Wiesenvegetation. Das Pflanzkonzept wurde in Verbindung mit einem modernen Pflegemanagementkonzept des Bauherrn auf seinen wirtschaftlichen Unterhalt hin untersucht.

Gestalterisches Kernstück bilden die luftigen Holzkuben, welche mithilfe von Stahlstangen in rhythmischer Stellung eine Höhenstaffelung erzeugen. Die Formsprache bildet sich aus den Grund-Geometrien von Kreis, Quadrat und Linie, sie stellen eine gestalterische wie räumlich verbindenden Zwischenebene zu den hohen Umgebungsgebäuden und dem alten Baumbestand dar. Durch die Angliederung von Tisch- und Bankkombinationen bilden die Spielplätze zugleich wertvolle öffentliche Gemeinschaftsräume zum Aufenthalt, die von anwohnenden Familien lebhaft genutzt werden. Im Zuge der nachhaltigen Siedlungssanierung spielte u.a. der Erhalt des Baumbestandes eine wichtige Rolle, ebenso wie der Einsatz heimischer, klimatoleranter Vogelnährgehölze und insektenfreundlicher Staudenpflanzung. Im Spielbereich konnten mithilfe einer Naschhecke / Naschinsel die „essbare“ Natur für (Stadt-)Kinder erlebbar gemacht werden.

Die Sicherung und der Schutz der Umwelt stellt eine bedeutende Rolle dar, gerade in einer Großstadt wie Berlin. Die reale Ambition von Schonung der natürlichen Ressourcen und Biodiversität muss bei Planung und Bauumsetzung aktiv eingebracht werden. Wir stehen gemeinsam mit unseren Bauherren als LandschaftsarchitektInnen in der Verantwortung, in Abwägung aller Interessen, für unsere Umwelt einzustehen.

Ziel

Gestaltung des Wohnumfeldes im Rahmen der Sanierung der Wohnsiedlung

Fertigstellung

2020

Baukosten

3,25 Mio € brutto

Größe

41.100 qm / davon ca. 4.000 qm Spielflächen

Bauherr

GSW Immobilien AG vertreten durch Deutsche Wohnen AG

Leistungen

LP 1-9

Beteiligte

Frank Bünger | Garten- und Landschaftsarchitekt